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enargeia
Emily D’Angelo stellt ihr Debütalbum auf Deutsche Grammophon vor
Mit Musik von Hildegard von Bingen, Hildur Guðnadóttir, Missy Mazzoli und Sarah Kirkland Snider
»Dies Album entführt uns in eine Klangwelt – sie ist verbunden durch das antike, alle Sinne ansprechende Konzept der enargeia«
Emily D’Angelo
»Kein Zweifel, Emily D’Angelo ist phänomenal«
Le Devoir
Konzept, Charakter, Coolness – das Deutsche-Grammophon-Debüt von Emily D’Angelo hat alles, was diese junge kanadische Vokalistin auszeichnet. enargeia heißt ihre durchdachte Klangreise und der Name ist Programm, denn der Begriff aus der hellenistischen Rhetorik fasst, worum es ihr in ihrer Musik geht, um »eine Beschreibung, so lebendig, dass sie ihren Gegenstand in die Welt zu zaubern scheint«.
Werke aus dem 12. und dem 21. Jahrhundert hat D’Angelo ausgewählt und zum Teil für Kammermusik und Electronica neu arrangieren lassen. Geschrieben wurden sie von Komponistinnen: von Hildegard von Bingen, Hildur Guðnadóttir, Missy Mazzoli und Sarah Kirkland Snider. »Alle Stücke bauen aufeinander auf, zusammen ergeben sie ein größeres Ganzes: ein exploratives Hörerlebnis«, erklärt die Sängerin.
Das Album erscheint am 8. Oktober 2021. Es wurde zwischen Dezember 2020 und März 2021 in Berlin aufgenommen in Zusammenarbeit mit dem freien orchester Berlin, geleitet von Jarkko Riihimäki, sowie dem Kuss Quartett, dem Matangi Quartet und den Instrumentalisten Wolfgang Fischer, René Flächsenhaar, Mikayel Hakhnazaryan, Frédéric L’Épée, Jonas Niederstadt, Marc Prietzel, Marion Ravot, Christian Vogel und Norbert Wahren.
Doch alles begann viel früher, mit dem Interesse der Künstlerin an einer musikalischen und intellektuellen Lichtgestalt – der Äbtissin, Wissenschaftlerin, Dichterin, Komponistin und Visionärin Hildegard von Bingen. »Ich entdeckte ihre Musik als Kind, als ich im Chor sang, und war wie gebannt«, sagt D’Angelo. »Noch nie hatte ich so etwas gehört, und doch klang es vertraut und richtig.«
Wie ein roter Faden zieht sich die Bedeutung von Hildegard von Bingen nun durch das Repertoire der Aufnahme, für das sich D’Angelo entschieden hat, denn die Arbeiten haben gemeinsam, was die Musik aus dem Mittelalter auszeichnet: »die Offenheit ihrer Kompositionen, ihre Ausdrucksvielfalt und ihren Glauben an Musik als höhere Form der Kommunikation«.
Ein weiterer Gedanke leitete D’Angelo in ihrem Konzept, er befasst sich mit der Verbindung von Wort, Rhythmus und Tonhöhe: »Ganz gleich welcher Stil, immer läuft es auf diese drei Dinge hinaus«, sagt sie. Hildegard von Bingens Werk veranschauliche das in seiner wesentlichen Qualität als »eine einzige Gesangslinie und Text«. Die beiden eingespielten Stücke der Benediktinerin, eines zum Lob göttlicher Weisheit, O virtus Sapientiae, das andere eine Antiphon an die Jungfrau Maria, O frondens virga, sind in Bearbeitungen zweier herausragender zeitgenössischer amerikanischer Komponistinnen zu hören, deren Originalwerke ebenfalls eingespielt wurden: Sarah Kirkland Snider und Missy Mazzoli.
Markiert Hildegard von Bingen einen Punkt in der langen Geschichte des Spirituellen in der Musik, so kennzeichnet Missy Mazzoli mit Vespers for a New Dark Age einen anderen. Ein gänzlich anderer Blickwinkel zeigt sich darin. Mazzolis Werk aus dem Jahr 2014 ersetzt die Texte der traditionellen Vespermusik durch säkulare Lyrik des zeitgenössischen amerikanischen Schriftstellers Matthew Zapruder, erhält jedoch gleichzeitig ihre rituellen und repetitiven Qualitäten. Sowohl im Vesperstück als auch in den beiden Auszügen aus Song from the Uproar – Mazzolis Kammeroper über das außergewöhnliche Leben der Schweizer Forscherin, Schriftstellerin und Sufi Isabelle Eberhardt – kommt die dramatische Ausdruckskraft zur Geltung, die D’Angelo bereits so glänzende Kritiken für ihre Opernaufführungen eingebracht hat.
Einem thematischem Aspekt wird durch die klassische Gestalt der Penelope in dem gleichnamigen Liederzyklus von Sarah Kirkland Snider nachgegangen. Inspiriert von Homers Odyssee erzählt er von einem Veteranen eines namenlosen Krieges, der nach 20 Jahren Abwesenheit schwer versehrt zu seiner Frau zurückkehrt. »Die Arbeiten widmen sich den Themen Erinnerung, Identität, Heimkehr«, sagt D’Angelo, »und zeigen, wie Kunst, Literatur und Geschichte dem Verständnis der Gegenwart dienen können.« Mit eindringlichen Timbre interpretiert die Sängerin die hier vorgestellten Auszüge, während sie, bezeichnend für alle Stücke auf enargeia, selbst die feinste Nuance von Ellen McLaughlins emotionalem Text erfasst.
Vergangenheit und Gegenwart begegnen sich auch im Werk der oscarprämierten isländischen Komponistin Hildur Guðnadóttir, »deren Einsatz von Streichern als Bordunstimme«, so D’Angelo, »an mittelalterliche Musik erinnert«, obgleich die künstlerische Perspektive der Gegenwart verpflichtet bleibt. In Fólk faer andlit aus dem Jahr 2020, eine Antwort der Komponistin auf die Notlage von Flüchtlingen in ihrem Heimatland, erhebt sich D’Angelos Stimme über Bläsern und Streichern in zurückhaltender Klage, während sie Liður, einen Auszug aus Guðnadóttirs preisgekrönter Musik für die Fernsehserie Chernobyl, in tiefer Schwermut intoniert.
D’Angelo arbeitete für ihr Projekt mit unterschiedlichen Musikern zusammen, insbesondere mit Jarkko Riihimäki, der viele der Stücke arrangierte und einfühlsame Begleitungen schuf im vielfältigen Wechsel der Instrumente, darunter Solo-Cello, ein 20-köpfiges Streichorchester oder auch E-Gitarre, Bass und Schlagzeug wie in Sniders The Lotus Eaters, mit dem Emily D’Angelo im Duett mit sich selbst enargeia abschließt.
enargeia
Emily D’Angelo’s DG debut album features music by Hildegard von Bingen, Hildur Guðnadóttir, Missy Mazzoli and Sarah Kirkland Snider
“This record is a soundworld, bound together by the multisensory ancient concept of enargeia”
Emily D’Angelo
“In a word, Emily D’Angelo is a phenomenon”
Le Devoir
Concept, character and cool – Emily D’Angelo’s debut album on Deutsche Grammophon encompasses everything that comes so naturally to this young Canadian vocalist. Her chosen title for this thoughtfully curated sonic journey comes from Hellenistic rhetoric and sums up the essence of the album: enargeia – in the artist’s own words – “a description so vivid it seems to conjure its subject into existence”.
D’Angelo has chosen music from the 12th and 21st centuries written by four female composers – Hildegard von Bingen, Hildur Guðnadóttir, Missy Mazzoli and Sarah Kirkland Snider – several of whose works are presented in brand-new chamber/electronic arrangements. “Each track is born out of the previous,” explains the singer, “as the listener is guided through a progression, a cohesive and exploratory listening experience.”
enargeia was recorded in Berlin between December 2020 and March 2021 in collaboration with das freie orchester Berlin and conductor Jarkko Riihimäki, the Kuss Quartett and Matangi Quartet, and solo instrumentalists Wolfgang Fischer, René Flächsenhaar, Mikayel Hakhnazaryan, Frédéric L’Épée, Jonas Niederstadt, Marc Prietzel, Marion Ravot, Christian Vogel and Norbert Wahren. The album will be released on 8 October 2021.
D’Angelo’s starting-point in creating energeia was the work of a musical and intellectual luminary, the medieval Benedictine abbess, scientist, poet, composer and visionary Hildegard von Bingen. As she recalls, “I discovered her music as a kid, when I was singing in choir, and I was transfixed. I’d never heard anything like it before, yet it all sounded so familiar and organic.” Hildegard’s influence runs like a thread throughout the album, whose works, says the singer, all have in common “the sense of expansiveness in her compositions, the multi-disciplinary expression of her ideas and her belief in music as a heightened communicative mode”.
D’Angelo’s concept of the music she performs is the combination of words, rhythm and pitch: “No matter the style, it all comes down to these three things”, and Hildegard von Bingen’s work exemplifies this in its essential quality as “a single vocal line and the text”. The composer’s two pieces on the album, one in praise of divine wisdom, O virtus Sapientiae, the other an antiphon to the Virgin Mary, O frondens virga, are heard in arrangements by two outstanding contemporary American composers whose original work also features here: Sarah Kirkland Snider and Missy Mazzoli. D’Angelo brings a radiant purity to the Latin lyrics and unadorned vocal lines of both new settings.
If Hildegard marks one point in the long history of spirituality in music, Missy Mazzoli marks another in her Vespers for a New Dark Age. For D’Angelo it’s “a completely different take on the spiritual element of music”. This 2014 work in fact replaces the texts of the traditional Vespers service with secular poetry by contemporary American writer Matthew Zapruder, while at the same time preserving the ritual and repetitive qualities of the original. Both the Vespers pieces and the two excerpts from Song from the Uproar, Mazzoli’s chamber opera about the extraordinary life of Swiss explorer, writer and Sufi Isabelle Eberhardt, highlight the dramatic flair that has already brought D’Angelo such glowing reviews for her operatic performances.
The element of character is further explored in the presence of the classical figure of Penelope in the song-cycle of that name by Sarah Kirkland Snider. Inspired by Homer’s The Odyssey, it tells of a woman’s husband, veteran of an unnamed war, who returns, brain-damaged, after a 20-year absence. “Ruminating on themes of memory, identity and returning home”, says D’Angelo, “these works show how art, literature and history can serve as a gateway to understanding the present.” She infuses her interpretations of the three extracts presented here with dark, haunting colours, while her clarity of tone, notable throughout enargeia, brings out every nuance of Ellen McLaughlin’s emotive lyrics.
Past and present co-exist too in the work of the Grammy Award-winning Icelandic composer Hildur Guðnadóttir, “whose use of bowed instruments as a drone”, notes D’Angelo, “harkens to medieval music but through a modern, ambient lens”. In Fólk faer andlit, part of the composer’s 2020 response to the plight of refugees in her native country, D’Angelo’s voice soars above winds and strings in a line of plainchant-like simplicity, while her gleaming vocals are used to stunning effect in Liður, an extract from Guðnadóttir’s award-winning music for the TV series Chernobyl.
The album showcases a host of musical collaborators, notably Jarkko Riihimäki who has arranged many of the pieces, creating a broad range of sensitive accompaniments that offset the singer’s rich tone with everything from a single cello to a 20-piece string orchestra, and ultimately broadens into electric guitar, bass and drums while D’Angelo duets with herself in the final work, Snider’s The Lotus Eaters.