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Pressemitteilung: Moby “Resound NYC” – Album Biografie – 12.5.2023 (VÖ) (DE/EN)

13.02.2023
Moby: Resound NYC
»Musik ist wie eine verrückte Zeitmaschine«, sagt Moby. »Musik kann vieles bewirken, wird auf unterschiedlichste Weise eingesetzt, aber durch sie kann man eben auch in die Vergangenheit eintauchen. Wenn ich ›Night Moves‹ von Bob Seger höre, bin ich sofort zehn und sitze mit meiner Mutter und ihrem Hippie-Freund in einer Pizzeria in Norwalk in Connecticut, während das Lied in einer Jukebox läuft. Das ist durchaus auch Sinn und Zweck meiner Musik: Sie versetzt mich zurück, erinnert mich an die Umgebung und den Zusammenhang, in dem die Stücke entstanden sind, und lässt mich wahrnehmen, wie sich alles verändert hat.«
Auf Resound NYC – seiner zweiten Veröffentlichung bei Deutsche Grammophon – hat Moby eigene Stücke neu interpretiert und instrumentiert: 14 seiner legendärsten Tracks aus den Jahren 1994 bis 2010. Und er hat Sänger:innen zu seinem Projekt eingeladen, bemerkenswerte und vielseitige Künstler:innen wie Nicole Scherzinger, Gregory Porter, Ricky Wilson (Kaiser Chiefs) und Amythyst Kiah.
Mobys 20. Studioalbum ist nicht nur eine Reflexion über eine bestimmte Zeit in seinem Leben, sondern auch über seinen Geburtsort und sein einstiges Zuhause. »Ich habe mir selbst die zugleich sehr allgemeine und doch konkrete Aufgabe gestellt, dass die Musik auf dem Album entweder in New York geschrieben sein muss oder dort aufgenommen worden sein soll«, sagt er. »New York ist eine der berühmtesten Städte der Welt, absolut jeder kennt diesen Ort. Und natürlich ging es auch um meine persönliche, subjektive Beziehung zur Stadt. Als ich die Songs durchgegangen bin, kam mir das ganze Drumherum in den Sinn. Wo sind die Lieder entstanden? Wurden sie in der Mott Street aufgenommen? Oder auf der Upper West Side?«
Doch seinen Anfang nahm Resound NYC eigentlich in seiner neuen Heimat, in Los Angeles. 2018 trat Moby – Pionier der elektronischen Musik mit weltweit über 20 Millionen verkauften Alben – mit dem LA Philharmonic unter der Leitung von Gustavo Dudamel in der Walt Disney Concert Hall auf; selbst der damalige Bürgermeister Eric Garcetti war anwesend, er spielte Klavier.
»Schon der Gedanke an sowas wäre vollkommen abwegig gewesen«, sagt Moby. »Mit 19, 20, als ich in einer verlassenen Fabrik lebte und an einem Abend vielleicht für zehn Leute Platten auflegte, hätte ich mir nicht im Traum ausgemalt, dass ich je einen Vertrag bei einem Label bekomme. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, dass sich jemand erbarmt und so tut, als möge er meine Musik, abgesehen von meiner leidgeprüften Freundin vielleicht.«
Als dann nach dem LA-Konzert Deutsche Grammophon an Moby herantrat und fragte, ob er an der Einspielung eines Orchesteralbums interessiert sei, musste er nicht zweimal überlegen: »Ich hätte auch das Orchesteralbum von sonstwem produziert oder den Kaffee gebracht, während er sein Orchesteralbum für Deutsche Grammophon macht. Natürlich war ich interessiert an einer eigenen Platte mit dem gelben Logo!«
Deutsche Grammophon und Moby sind ein ungewöhnliches Match, immerhin ist Moby ein Mann, der neben seiner eigenen Musik bekannt ist für seine Arbeit mit Künstlern wie David Bowie, Public Enemy, Britney Spears, Ozzy Osbourne, den Beastie Boys und Daft Punk. Doch das Verschmelzen von symphonischen Klängen und Pop beflügelte seine Fantasie.
»Bevor ich Punkrock für mich entdeckte, war ich versessen auf orchestralen Classic Rock«, sagt er. »Mein erstes Konzert war 1978 Yes im Madison Square Garden. Klassischer Rock interessierte mich nicht sonderlich, bis ich mir Never Mind the Bollocks von einem Freund auslieh und das erste Clash-Album auf Kassette aufnahm. Aber orchestraler Rock war wirklich mein Ding, genau wie orchestrale Elemente im Rock, das Ende von ›The Boxer‹ von Simon and Garfunkel zum Beispiel oder ›Vincent‹ von Don McLean oder ›Nights in White Satin‹ oder Led Zeppelins ›Rain Song‹. Es war also mehr als verlockend, sich noch einmal mit meinen Liedern auseinanderzusetzen und zu gucken, ob sie einer traditionelleren, nicht-elektronischen, orchestralen Bearbeitung standhalten.«
Das Ergebnis war 2021 Mobys hochgelobtes Album Reprise, auf dem Musiker wie Kris Kristofferson, Mark Lanegan, Jim James und Skylar Grey zu hören sind. Mobys Ansatz war hier klassisch: »Wir haben die Musik in den East-West Studios eingespielt, da hat auch Frank Sinatra gearbeitet, im selben Raum, in dem die Beach Boys Pet Sounds aufgenommen haben, mit alten Mikrofonen und altem Equipment.«
Die unbegrenzten musikalischen Möglichkeiten aber gingen ihm erst beim folgenden Album auf. »Mir ist das geradezu peinlich, aber Orchestermusik war für mich etwas ganz Bestimmtes«, sagt Moby. »Orchestermusik hieß: viele Leute auf der Bühne mit traditionellen klassischen Instrumenten. Nun ließ mich A&R wissen, dass ein Orchester alles sein kann. Es kann aus Turntables bestehen, es kann elektronisch sein, selbst Kanonen sind möglich – wie bei der Ouvertüre ›1812‹. Ein Orchester ist das, was der Komponist sich vorstellt. Es gab also nicht das eine orchestrale Treatment für alle Songs, sondern eher ein eigenes Orchester für jeden Song, sowohl mit sehr traditionellen Elementen, aber eben auch mit alten analogen Synthesizern und einem alten Mellotron. Diese Kombination von eigenwilligen und modernen Elementen mit traditionellen war wirklich befreiend und befriedigend.«
Spannend sind die Arrangements auf Resound NYC, und sie überraschen. Sein “South Side”-Hit aus dem Jahr 2000 bekommt Wucht durch Anklänge an die Titelmelodien von amerikanischen Krimiserien aus den Siebzigern. »So hatte ich noch nie mit Bläsern gearbeitet«, sagt Moby. »Erst da wurde mir klar, dass Musik, die ich mag, sehr oft unglaublich bläserlastig ist. Ich habe mir alte Platten von Konk angehört, das ist eine New Yorker Underground-Band, und die Bläser waren geradezu elektrisierend. Plötzlich dachte ich: ›Oh, wir können aus dem Orchester machen, was wir wollen, her mit den aggressiven Bläsern eines Manu Dibango, der JB Horns oder der Konk, wir setzen die Bläser einfach sehr perkussiv ein.«
Ein wilder Mix sind auch die Stimmen; die unterschiedlichsten Sängerinnen und Sänger kommen  zusammen. »When It’s Cold I’d Like to Die« (das Original war kürzlich in der Serie Stranger Things zu hören) wird von P.T. Banks gesungen, der sonst auf Hochzeiten in Texas singt. Ein Freund machte Moby auf Lady Blackbird aufmerksam, er fahndete umgehend nach der Jazz- und Retro-Soulmusikerin und schickte ihr das Instrumentalstück von »Walk with Me« seines Albums Wait for Me. »Schon am nächsten Tag hatte ich ihre Vocals im Postfach und sie übertrafen alles, was ich mir vorgestellt hatte«, sagt Moby. »Ich musste die Instrumentierung deutlich zurücknehmen, sonst wäre es buchstäblich zu viel des Guten gewesen. Die Instrumentierung darf ganz sparsam sein, weil Lady Blackbirds Stimme so kraftvoll ist.«
Moby hatte auch eine gewaltige orchestrierte Fassung von »Run On« aufgenommen. Sein Hit aus dem Jahr 1999 basiert ursprünglich auf einem Sample von »Run On for a Long Time«, einer 1949 von Bill Landford and The Landfordairs aufgenommenen Version des traditionellen »God’s Gonna Cut You Down«. Er schickte den Song an die großartige Soulsängerin Danielle Ponder. Die saß in jenem Augenblick bei ihrem Vater am Krankenbett. »Sie werde wohl ›Run On‹ singen, sagte sie zu ihrem alten Herrn. ›Ah, an den Song erinnere ich mich‹, erwiderte der. Offenbar hatte er ihn vor vielen Jahren selbst gesungen«, erzählt Moby. »Also ließ sie ihn den Song noch einmal singen, nahm es mit ihrem Handy auf und schickte es mir. Und ich dachte: ›Oh, jetzt kann ich von vorn anfangen.‹ Wir haben alles in die Tonne gekippt, was wir eingespielt hatten, und ich habe das Stück neu geschrieben auf seinen Gesang.«
Als Unikum auf dem Album kommt die Fassung von Neil Youngs »Helpless« mit Margo Timmins von den Cowboy Junkies und Damien Jurado daher. »Das war der Lieblingssong meiner Mutter«, sagt Moby, »und mit ihm verbinde ich eine meiner frühesten Erinnerungen: Ich bin drei oder vier Jahre alt und mit meiner Mutter in ihrem Plymouth auf dem West Side Highway unterwegs, als das Stück im Radio kommt. Einen New Yorker Song kann man dieses Lied wahrlich nicht nennen – da schreibt ein Kanadier über Ontario und das Ganze wird gesungen von einer Kanadierin und einem Mann aus Seattle –, aber für mich bedeutet er eine prägende erste Erinnerung. Diesen Song habe ich gehört, als ich gerade alt genug war, um zu begreifen, dass Songs und New York existieren.«
Mit Resound NYC reflektiert Moby auf die Entwicklung seines Werks, aber auch auf eine bestimmte Zeit, einen konkreten Ort und den Wandel der Welt. »Wenn ich ehrlich bin, hat diese Auseinandersetzung mit meiner Musik etwas Wehmütiges, fast Trauriges«, sagt er, »und das hat nichts mit dem Älterwerden zu tun, sondern eher mit größeren kulturellen Zusammenhängen. Wenn man sich die Neunziger in Erinnerung ruft – Bill Clinton war Präsident, die Rave-Szene war dieses utopische Idyll, die Sowjetunion war Geschichte und der Klimawandel nur der Gedanke für ein Buch, das Al Gore schreiben wollte. Alles schien so prall und voller Möglichkeiten. Es kommt einem vor, als sei das sehr lange her.
Das Potenzial unserer Welt und unserer Kultur zu feiern, das war Musikmachen damals. Heute ist es fast eine Zuflucht – eine Erinnerung, dass wir einst so voller Hoffnung waren.« 
Februar 2023
 
 
Moby: Resound NYC
“Music is this weird time machine,” says Moby. “Music can accomplish a lot of things, it has many utilities, but it’s a fascinating way to revisit the past. When I hear ‘Night Moves’ by Bob Seger, immediately I’m 10 years old, I’m at a pizza parlor in Norwalk, Connecticut, with my mom and her hippie boyfriend, and that song is playing on a jukebox. And that’s also a function of the music that I make, where I can go back and remember the environment or the context in which the songs were made, and also how it changed so much.”
On his new album, Resound NYC, Moby has reimagined and orchestrated fourteen of his most iconic tracks, focusing on his work from the years 1994 to 2010. Guest vocalists on the project—his second release on the renowned Deutsche Grammophon label—include such remarkable and eclectic artists as Nicole Scherzinger, Gregory Porter, Ricky Wilson (Kaiser Chiefs), and Amythyst Kiah.
His 20th studio album reflects not only an era in Moby’s life, but also his birthplace and former home. “I gave myself the broad but specific criteria that the music on the record had to have either been written or recorded originally in New York,” he says. “It’s one of the most iconic global cities, and everybody on the planet has an idea of this place. And then also there was the question of my own personal, subjective relationship with it. When I was revisiting the songs, there was that memory of the context. Where were they made? Were they made on Mott Street? Were they made on the Upper West Side?”
Yet the genesis of Resound NYC actually begins in his new base of Los Angeles. In 2018, Moby—a pioneer in electronic music who has sold over 20 million records worldwide—performed at the Walt Disney Concert Hall alongside the LA Philharmonic, with Gustavo Dudamel conducting; Mayor Eric Garcetti even joined them and played piano.
“It just seemed so ridiculously outside the realm of possibility,” he says. “When I was 19, 20 years old, and I was living in an abandoned factory and DJing for 10 people a night, I never for a second thought I’d have a record deal. I never thought there would ever be anybody, apart from maybe a long-suffering girlfriend, who would pretend to like the music that I made.”
So when, following the concert, a representative from Deutsche Grammophon approached Moby and asked if he would be interested in recording an orchestral album, of course he jumped at the chance. “I’d be interested in engineering someone else’s orchestral album,” he remembers thinking, “I’d be interested in making coffee for someone if they were making an orchestral album on Deutsche Grammophon, let alone having that yellow logo on one of my records.”
It might seem an unlikely home for a guy who, in addition to his own work, is known for producing and remixing artists as varied and disparate as David Bowie, Public Enemy, Britney Spears, Ozzy Osbourne, the Beastie Boys, and Daft Punk. But in fact, the blending of symphonic sounds and pop were what first captured his imagination.
“Before I discovered punk rock, I loved orchestral classic rock,” says Moby. “My first concert was Yes at Madison Square Garden in 1978. Before I borrowed my friend’s copy of Never Mind the Bollocks, before I taped the first Clash album, I didn’t like a lot of classic rock, but I loved orchestral rock, and even orchestral elements in rock—like the end of ‘The Boxer’ by Simon and Garfunkel or ‘Vincent’ by Don McLean, or ‘Nights in White Satin’ or Led Zeppelin’s ‘Rain Song.’ So it was super compelling revisiting my songs and seeing whether they held up with a more traditional, non-electronic, orchestral approach.”
The first result was 2021’s acclaimed Reprise, which featured guests including Kris Kristofferson, Mark Lanegan, Jim James, and Skylar Grey. For that album, Moby’s approach was purely old-school: “We recorded at East-West Studios, where Frank Sinatra used to work, in the same room where the Beach Boys made Pet Sounds, using old microphones and old equipment.”
For the follow-up, though, his sense of musical opportunity expanded. “I’m a little embarrassed of this, but my understanding was that orchestral music meant a very specific thing,” he says. “It meant a lot of people on stage playing traditional classical instruments. And with this record, my A&R person let me know that orchestras can be anything. An orchestra can be turntables, it can be electronics, it can be cannons—like the ‘1812 Overture’—it can be whatever the composer wants it to be.
“So rather than having every song get the same orchestral treatment, I kind of built an orchestra for each song, with very traditional elements, but also with old analog synths and an old Mellotron. That combining of very idiosyncratic, modern elements with very traditional elements was really liberating and satisfying.”
The resulting arrangements on Resound NYC are thrilling and surprising. His 2000 hit “South Side” is given a punch that’s reminiscent of a 1970s cop show theme. “I had never really worked with brass in that way, but I realized a lot of the music I love is incredibly brass-centric,” he says. “I was listening to some old records by an underground New York band called Konk and the horns were so exciting. And I was like, ‘Oh, we can build this orchestra however we want—let’s include super-aggressive, JB Horns, Manu Dibango, Konk-type horns and use brass in a very percussive way.’”
The album’s vocalists came from wildly unexpected directions. P.T. Banks, who sings “When It’s Cold I’d Like to Die” (the original was recently featured in Netflix’s Stranger Things finale) sings in a wedding band in Texas. A friend pointed out Lady Blackbird to Moby, who located the singer and sent them the instrumental track for “Walk with Me” from the Wait for Me album. “The next day, they sent back their vocals and it sounded a thousand times better than anything I was expecting,” he says. “I had to peel back a lot of the instrumentation because I was like, I don’t need to gild the lily here.’ It can be so austere because her vocal is so powerful.”
Moby had recorded a huge, orchestrated version of his 1999 hit “Run On,” which was initially built on a sample from “Run On for a Long Time,” a 1949 recording by Bill Landford and the Landfordairs of the traditional “God’s Gonna Cut You Down.” He sent it to the mesmerizingly soulful Danielle Ponder, who was in the hospital with her father.
“She told him that she was going to sing ‘Run On,’ and he said, ‘Oh, I remember that song’—because apparently he had sung it many years ago,” says Moby. “So she recorded him singing into her phone and she sent it to me, and I was like, ‘Oh, I have to throw away everything.’ We basically threw away everything that had been recorded, and I rewrote the song around his vocals.”
The one seeming outlier on the album is a version of Neil Young’s “Helpless” with Margo Timmins of Cowboy Junkies and Damien Jurado. “That was my mom’s favorite song,” Moby explains, “and one of my very first memories was being three or four years old, on the West Side Highway with my mom in her Plymouth, and hearing that on AM radio. It’s about as far from a New York song as you can get—written by a Canadian about Ontario, sung by a Canadian woman and a man from Seattle—but for me, it’s one of my most seminal basic memories, hearing that song when I was just old enough to be aware that songs were a thing and that New York was a thing.”
With Resound NYC, Moby reconsiders not just the evolution of his own work, but also a time, a place, and even a transformation in our world. “If I’m being honest, there’s a wistful, almost sad element to revisiting these songs—and it’s nothing to do with aging, but it’s actually to do with broader cultural elements,” he says. “When you think of the ’90s, Bill Clinton was President; the rave scene was this utopian, idyllic world; the Soviet Union had ended; climate change was just an idea for a book that Al Gore was going to write. Everything seemed so infused and pregnant with possibility. And now that seems a long way away.
“Back then, making music was this celebration of the potential that our world had, that our culture had. And now it’s almost a refuge—a reminder that we once had so much hope.” 
February 2023

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